DER LETZTE APFEL

 Joso Špionjak
Es schlägt die späte Nachmittagsstunde.
Ganz flüchtig grüßt der Sonnenschein.
Tief verwurzelt, auf dem festen Grunde,
steht ein Apfelbaum, mutterseelenallein.

Längst sind gegangen seine Blätter,
von süßen Früchten gar keine Spur.
War es die Rache der bösen Götter,
oder Bestimmung seiner Lebensuhr?

Die schwarzen Krähen fliegen vorbei,
die kahlen Äste schrecken sie zurück,
man hört nur jammervolles Geschrei,
wie ein Epos an das verlorene Glück.

Gen Osten gerichtet, am unteren Ast,
hängt ein roter Apfel, beinahe beschämt,
nachdenklich wie der unliebsame Gast,
der sich nach frischem Aufbruch sehnt.

Bist du ein Segen oder ein Fluch? –
ruft er zum Wind, der ihn anlacht.
Bringe mir die Freunde zu Besuch! –
schallt es immerfort durch die Nacht.

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