MEIN GEDICHT

Joso Špionjak
Mein Gedicht
Ich danke dir, mein liebes Gedicht,
du brachtest Freude ins Erdental,
als schwarze Wolken tief gehangen
und jeder Schritt erschaffte Qual.

Oft waren meine Nächte schwer,
die Träume versanken im Irrgarten,
ich dachte sogar: es geht nichts mehr –
Was soll mich morgen noch erwarten?

Vergessen im Schatten großer Ereignisse,
liegt der kleinen Wünsche Massengrab.
O Erde, kriegst du keine Gewissensbisse,
wenn herzlos greifst nach dem Richterstab?

Verzagter Mensch wehrt sich kaum,
in seinen Plänen steht sogar Flucht,
doch Gedankenwelt lastet so schwer
und zehrt an ihm mit großer Wucht.

Der klagende Ruf zur späten Stunde,
verstaubte Bilder vergangener Tage,
wie aus Fels gehauen ist die Wunde –
Wer kann mir helfen, alles zu ertragen?

Mit zarter Vorsicht, ohne zu zwingen,
kam eine Antwort als Ehrenwort –
Fesseln des Geistes sollen zerspringen,
Kummer vergeht, Gedicht lebt fort.

Solcher Zuneigung gar nicht gewohnt –
staunt der Bettler ohne Erfahrung,
was in seinem Leben fortwährend thront,
gleicht geheimnisvoller Offenbarung.

Ich bin nicht alleine mit meinen Sorgen,
es gibt noch eine größere Macht –
da ist die reine Wahrheit von Morgen,
die mich wach hält in dieser Nacht.

Als ich die großen Kämpfe schlug,
und Zweifel zu überwinden drohte,
ein Stärkerer half und Rüstung trug.
War es vielleicht ein Himmelsbote?

Treu folgt Sieg seinem Glück,
so war es auch zu dieser Stunde,
getrost weidet nun mein Blick,
ich habe einen Freund gefunden.

Wie hüte ich diesen wertvollen Schatz?
In einer Truhe – und tief begraben?
Nein!  Er verdient einen besseren Platz,
den werde ich stolz und sichtbar tragen.

O Gedicht, du wahre Sonne,
geboren in einem geheimen Land,
dort möchte meine Seele wohnen,
wo Weisheit ihren Ursprung fand.

Durmersheim, im Mai 2013

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