DIE REDE/GOVOR

Ured zastupnika u Bundestagu, Josipa Juratovića, poslao nam je govor koji je Juratović održao na subotnjem sastanku predsjedništva Hrvatskog svjetskog kongresa Njemačke u Bundestagu, gdje su, uz goste, predstavnike udruženja iz Njemačke prisustvovali i govorili i veleposlanik RH u Njemačkoj, Ranko Vilović te Klaus Dieter Gröhler, zastupnik u Bendestagu, te svi zajedno obilježili prvu obljetnicu ulaska Hrvatske u Europsku uniju.

Govor Josipa Juratovića prenosimo u cijelosti.
fr131109eurjuratovic1Ich freue mich heute hier unter Ihnen zu sein und den ersten Geburtstag des jüngsten EU-Mitglieds zu feiern.

Der Weg Kroatiens in die EU war sehr lang und bis zur letzten Minute spannend.

Ich kann mich noch erinnern, als im November 2012 Brüssel verlauten ließ, dass Kroatien noch nicht reif sei für den EU-Beitritt.

Schockierend war für mich, als der Parlamentspräsident und einige Kollegen aus verschiedenen Fraktionen mit Ablehnung zum EU-Beitritt Kroatiens reagierten.

Der damalige kroatische Botschafter Kovač und ich wussten: Jetzt müssen wir handeln!

Er auf dem Weg der Diplomatie und ich unter meinen Abgeordneten Kolleginnen und Kollegen.

Der letzte Bericht aus Brüssel im März 2013 musste schließlich positive Signale senden, wenn die Befürworter verhindern wollten, dass sich der EU-Beitritt

Kroatiens um Jahre verschiebt. Und wir haben es, Gott sei Dank, geschafft.

Deutschland war das letzte Land, das den EU-Beitritt im Parlament verabschiedet hat. Dies war aber keine Selbstverständlichkeit.

Es gab bis zum Schluss in allen Fraktionen sehr kontroverse Diskussionen. Ich verspürte große Erleichterung, als sich der damalige stellvertretende Fraktionsvorsitzende Axel Schäfer an die Bedenkenträger in meiner Fraktion unter anderem mit den Worten wandte:

„Genossinnen und Genossen, wir haben unter uns einen Kroaten, und wir werden ihn jetzt wohl nicht im Stich lassen.“

In der Tat, es waren lediglich nur drei Kollegen, die sich enthalten haben, während sich im Bundestag von den 589 abgegebenen Stimmen, nur sechs enthielten.

Doch wichtiger als unser Agieren, war das vorbildliche gesellschaftliche Engagement vieler in Deutschland lebender Kroatinnen und Kroaten, die ein positives Kroatien-Bild in Deutschland geprägt haben.

Sehen Sie mir nach Ihre Exzellenz, aber meines Erachtens nach, ist jede Kroatin und jeder Kroate in Deutschland, ein Botschafter Kroatiens.

Ohne dieses Engagement hätten weder die Diplomatie noch die Politik eine Chance gehabt.

Und dafür möchte ich allen aktiven Kroatinnen und Kroaten in Deutschland meinen Dank aussprechen.

Umso enttäuschter war ich, als dann drei Tage vor dem EU-Beitritt, in Kroatien das sogenannte „Lex Perkovic“ verabschiedet wurde.

Ich und viele Kroatinnen und Kroaten in Deutschland haben dieses Vorgehen als eine Ohrfeige seitens der kroatischen Regierung empfunden.

Zum ersten Mal in meinem Leben schämte ich mich für mein Herkunftsland.

Das Schlimmste war für mich nicht die Frage nach der Auslieferung des ehemaligen Geheimdienstagenten, sondern viel mehr die Tatsache, dass sich niemand in Kroatien – weder die Regierung, noch die Opposition – an die Seite der Opfer stellte.

Und es gibt unglaublich viele Opfer der verfehlten rechts- und linksorientierten Ideologien.

Bedauerlicherweise hört das ideologisch geprägte Denken bis heute nicht auf. Das Land diskutiert immer noch rückwärtsgewandt.

Zu viele Kinder und Enkelkinder setzen die Schlachten ihrer Väter und Großväter in einer üblen Manier fort.

Es wird denunziert, erpresst, gedroht, ausgebremst und ausgegrenzt. Der gesellschaftliche Riss verläuft durch die Parteien und die Organisationen, Vereine und zum Teil durch die Familien selbst.

Und wie so oft sind immer wieder dieselben Personen dabei, die versuchen aus dieser Situation Kapital zu schlagen.

Meine Damen und Herren, solch ein Kroatien hat keine Zukunft!

Es gibt aber sehr wohl auch eine positive Entwicklung seit dem EU-Beitritt Kroatiens, so zum Beispiel die Funktionalität der unabhängigen Justiz und die Korruptionsbekämpfung.

Wer hätte noch vor einem Jahrzehnt gedacht, dass sich die scheinbar Allmächtigen von einst, wie beispielsweise der ehemalige Ministerpräsident Ivo Sanader, wegen Korruption vor Gericht verantworten müssen.

Es gibt auch durchaus mühsame Versuche, das Land Kroatien zu reformieren.

Leider aber leiden diese Reformen unter einer Gehbehinderung, da sie durch zwei ideologisch gebrandmarkte Fesseln bei ihrer Entwicklung erschwert werden.

Was dem Land Kroatien fehlt, sind klar definierte politische Ziele und zukunftsorientierte nationale Programme.

Kroatien ist zwar ein unabhängiger Staat, aber noch lange keine politische Nation.

Die ideologische Teilung der Bürgerinnen und Bürger Kroatiens auf Angepasste und Nicht-Angepasste, hat bereits in der Vergangenheit das Leben vieler verbittert.

Anstatt ihre Heimat aufzubauen, waren einige gezwungen ins Ausland auszuwandern.

Dieses Kroatien muss ein Kroatien von gestern sein.

Das Kroatien von morgen benötigt politische nationale Einheit, wirtschaftliche Prosperität, soziale Sicherheit und ökologische Verantwortung basierend auf demokratischen Werten, wie Freiheit, Rechtstaatlichkeit und Gleichberechtigung aller Bürgerinnen und Bürger.

Doch für all dies brauchen wir neue demokratische Spielregeln, die für jeden Einzelnen, inner- und außerhalb Kroatiens, gelten müssen.

Wie in allen Demokratien müssen die gesellschaftspolitischen Rahmenbedingungen so gesetzt werden, dass ein fairer Wettbewerb stattfinden kann, in dem sich die Fähigsten durchsetzen können und nicht die ideologisch Angepassten.

Die Kroatinnen und Kroaten außerhalb ihrer Heimat waren stets bereit ihre praktischen Erfahrungen, die sie in den modernen Gesellschaften erworben haben, in ihrem Herkunftsland umzusetzen.

Gerade die verschiedenen kroatischen Vereine in Deutschland waren immer gewillt Hilfe für Kroatien zu leisten.

Leider gab es auch aus einigen politischen Reihen immer wieder Versuche, das humanitäre und gesellschaftliche Wirken der kroatischen Vereine für politische Zwecke zu missbrauchen.

Doch sportliche, kulturelle und humanitäre Organisationen dürfen niemals ideologisch und politisch geprägt sein.

Stattdessen sollen sie einen Raum bieten, in dem Tugenden, wie Gemeinsinn und gegenseitiger Respekt, zum Ausdruck kommen.

Nur so können sie der Gesellschaft dienen!

Deswegen sollten wir nie wieder zulassen, dass man die Menschen ideologisch teilt.

Wenn es überhaupt eine Teilung geben muss, dann lediglich auf die von gestern und auf die von morgen.

Nur auf der Grundlage der demokratischen Werte hat ein europäisches Kroatien Zukunft.

 

0 0 votes
Article Rating

Related Post

Subscribe
Notify of
guest
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments