EUROPA, DAS BIN ICH

schreibt: Anđela Čagalj
europe_internetHallo. Mein Name ist Anđela und dieser Text ist kein Chardonnay.

Und Sie sind wahrscheinlich a) eine gelangweilte Lehrkraft, die zufälligerweise diese Zeitschrift in die Hand nahm, oder b) ein Elternteil, der im Sekretariat auf das Gespräch mit der Schulleiterin wartet.

Sie finden mich frech, weil Sie vielleicht nicht in eine der zwei Kategorien passen.

Sie finden mich noch frecher, gerade weil Sie in eine der zwei Kategorien reinpassen.

Ich wurde in Zagreb, Kroatien geboren. Sie kennen Kroatien sicherlich als das Urlaubsziel der deutschen Mittelschicht. Sie kennen Zagreb, weil Sie europäische Hauptstädte aus Prinzip kennen – Sie sind gebildet, sogar politisch – und lesen den Spiegel. Nicht (nur) die Bild.

Zagreb ist eine der Städte in Kroatien, die nicht von Touristen überfüllt ist – das wissen Sie nur vielleicht, oder wenn nicht, dann finden Sie es logisch: Zagreb liegt nicht an der Küste. Was gibt es sonst in diesem Teil Europas zu sehen?

Sie erstellen langsam ein mentales Bild von mir vor. Kaugummikauend, besserwisserisch, sarkastisch, dunkles Haar (hey, Balkan), dauermüde, leicht überheblich: Typischer Teenager in Ihrem erwachsenen Kopf. Es ist okay, Sie dürfen es denken. Sie dürfen auch schmunzeln. Und den nächsten, sanften, zuckersüβen oder gar besseren Text lesen. Das ist Ihr Recht.

Ich lebe in Serbien. Hier herrscht kein Krieg. Hier gibt es das, was Deutschland fehlt: Günstige Restaurants; jeden Abend live Musik; Strassen mit Leben; Spontanität, das Unbeschwerte, das Leichtsinnige, das Lebhafte – das, wonach sich der 17-jährige Jan Müller aus Köln sehnt, aber es noch nicht begreift. Aber gut, man kann nicht alles im Leben haben. Jan Müller hat eine U-Bahn.

Miroslav Krleza, der berühmteste kroatische Schriftsteller, sagte: „Europa endet und der Balkan beginnt auf der Oleanderterasse im Hotel Esplanade.“ Warum hat Balkan diesen negativen Beiklang? Warum trennen wir Balkan so stark von Europa? Warum bekomme ich als Leitfrage für diesen Aufsatz, ob ich mich als Europäerin empfinde? Ich kenne die Antworten. Es ist okay. Und Sie dürfen nachforschen.

Sie bekommen von mir keinen kurzen Einblick in die Situation auf dem Balkan. Es ist ihr Recht, ihr Privileg, aber auch ihre Pflicht sich zu bilden. Sie kennen Osteuropa fast ausschlieβlich als den holprigen Teil des Kontinents. Wir sind aber eine Staatengemeinschaft. Lernen Sie uns kennen. Die anderen Europäer. Die wir nämlich sind.

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Josip Mayer
10 years ago

EUROPA TO SAM JA
EUROPA, DAS BIN ICH

Bilo bi dobro ovo pročitati i na hrvatskom jeziku.
Es wäre gut das zu lesen auch auf kroatische sprache.