erzählt vom Frank Poschmann
Hallo Sonja und Emil,
mit dem “du” geht schon in Ordnung. Ist auch für mich angenehmer. Zu den Fragen: verheiratet seit 1980 mit meiner lieben Frau Doris. Zwei Kinder, Felix 26 Jahre alt und Edda 24 Jahre alt. Von Beruf bin ich Sozialarbeiter. Zur Zeit bin ich hauptsächlich für die Martin-Luther Hauptschule in Iserlohn tätig. Geboren bin ich 1952 in Nachrodt in einem klassischen Arbeitermilieu. Zwei Geschwister. Schon immer hatte ich eine starke Affinität zum Sport. So spielte ich vereinsmäßig von klein auf Fußball und war anschließend, nach Erwerb des Trainerscheines, bis zum Jahr 2004 als Fußballtrainer in diversen Vereinen tätig.
Fernweh plagte oder erfreute mich schon seit frühesten Kindertagen. Irgendwann reichte es mir nicht mehr die Lust an der Welt nur aus Büchern zu befriedigen. Aber für aufwändige Reisen fehlte das nötige Kleingeld. Also entschloß ich mich, dem damaligen Zeitgeist entsprechend, “per Daumen”, d.h. trampenderweise auf den Weg zu machen. Meine Ziele lagen in Nord- und in Westeuropa, England, Schottland, Norwegen, Frankreich, später dann Italien, Spanien … . Man lernt zwar jede Menge Menschen kennen, aber der Geruch des Landes, die Landschaft, der Wind, die Berge, das wesentliche und spezifische der bereisten Regionen bleiben einem fremd, so zumindest mein Empfinden. Und da ich gerne Fahrrad fahre war es zwangsläufig mal eine Radtour zu probieren. 1979 unternahm ich mit meiner zukünftigen Frau eine ausgedehnte Radreise durch das nördliche Deutschland und durch Holland mit dem Thema die prähistorischen Megalithbauten ausfindig zu machen. Wir fanden, zumeist sehr versteckt liegend auf riesigen Feldern oder auf gesicherten und umzäunten Truppenübungsplätzen, weit mehr als hundert dieser Großsteinanlagen. Trotzdem konnte ich meiner Frau auf Dauer diese Form zu Reisen nicht schnackhaft machen. Dann kam die Zeit des Nachwuchses. Die Prioritäten im Leben verschoben sich entsprechend. Das Fernweh blieb allerdings und wurde durch gemeinsame Urlaube, zumeist auf den kleineren, noch ursprünglichen, Inseln des kanarischen Archipels gestillt. Die Kinder wurden Flügge, selbständig, die Idee ausgedehnter Radreisen wurde wieder aktiv im Kopf. Mit dem Rad erlebt man die Welt intensiver als im Auto, man spürt jeden Berg, jede Abfahrt, jedes Wetter. Man gibt den Sinnen, allen Sinnen, Nahrung im Überfluss ohne sie zuzukleistern. Psyche und Physis werden zur Einheit.
2004 und 2005 realisierte ich 3 Touren durch Deutschland mit dem Schwerpunkt “deutsche Weinbaugebiete”. Die erste Tour mit meinem Bruder, der aber schon nach einigen Tagen erschöpft aufgab und mich alleine weiter lies. Die zweite Tour mit meiner Frau, die sich zwar tapfer gegen die Anstrengungen wehrte, aber am Ende doch die Segel streichen musste. Also alleinreisen. Und da ich eigentlich gerne allein bin, ich ganz gut mit mir zurechtkomme, sind mir solche Reisen, trotz der Strapazen, ein Genuß. Reisen durch die Landschaft und durch mir selbst. Es wuchs die Idee den Osten Europas mit dem Rad zu bereisen, eine Weltengegend die uns, zumindest zum Teil, in der Zeit des “Kalten Krieges” vorenthalten wurde, um die wir in unserer Jugend betrogen worden sind. Den Menschen auf der anderen Seite des “Eisernen Vorhanges” war gleiches angetan worden. Der Mond lag näher als die Nachbarschaft. 2006 führte mich mein Rad nach Ungarn und zum ungarischen Wein, Eger, Tokay, Villany … . 2007 lockte Rumänien, Draculas Enkel zerrissen zwischen neuem Reichtum und Armut. Das war eine fremde Welt, das war der Balkan für mich. 2008 folgte eine Tour durch Bulgarien. Der Balkan wirkte nicht mehr fremd auf mich, wirkte fast heimelig, altbekannt. Es ging durch Serbien, (warum nur warnte man mich vor diesem Land?) die Menschen so freundlich und hilfsbereit wie in den anderen “Ostländern”, Kroatien und wieder Ungarn. 2009 ging es durchs “Bunkerland” Albanien. Alle Sinne weit geöffnet zeigt sich das kleine, vergessene Albanien geheimnisvoll aber mit offenen Armen und Herzen. Diese offene Arme und Herzen scheinen mir das Wesensmerkmal aller Menschen dieser Länder zu sein. Zurück über Montenegro mit dem leckeren “Niksic”-Bier, über Berge und durch Tunnel nach Bosnien-Herzegowina, Sarajewo, Olympiastadt, Leidensstadt, immer noch mit offenen Wunden. Das Land zerrissen von Menschen und von Religionen. Wieder durch Kroatien, auch verwundet, aber die Verletzungen diesmal auf der anderen Seite. (Wieso eigentlich andrere Seite?) Wein in Villany und zurück nach Kroatien, dann Slowenien. 2010 rief nochmals Albanien. Der Balkan wirkt auf mich nicht mehr fremd, im Gegenteil, ich fühle mich gut aufgehoben, so als käme ich zu etwas Vertrautem zurück. Zurück gehts in west- östlicher Richtung über Slowenien.
Wie weiter? Ich weiß noch nicht. Wichtig ist eigentlich nur die Gesundheit, alles andere wird sich ergeben.
Ob ich mir vorstellen kann auf dem Balkan zu leben? Sicherlich, wenn es keine große Stadt ist. Ich wüßte kein Land auf dem Balkan in dem es nicht diese Dörfer gibt in denen ich gerne “Dorftrottel” wär.
Mit den Fotos vom Haus das ist so eine Sache. Ich muß mal schauen ob und wo ich entsprechende Fotos habe. Wenn ich nichts finde, mache ich einige Fotografien und werde sie euch dann schicken. Habt ein bisschen Geduld.
Liebe Grüße
Frank
Arm ist nicht, wer wenig hat, sondern der, der nicht genug bekommen kann!
Finde ich super, dass hier haeufig geschrieben wird.