DIE HERBSTSONNE

Joso Špionjak

Die Nebelschwaden kreuz und quer,
ein einsamer Vogel flog gerade fort.
Die nahen Felder gespenstisch leer –
nur Echo der Kummer begrüßt den Ort.
.

Während der Nebel die Landschaft verbarg,
erschien ein Bild aus Kindheitstagen:
Die Mutter lag tot in ihrem Sarg
und wurde so jung in Erde begraben.

Ist Menschenleben eine Gottesuhr,
wie es uns Religionen sagen?
Oder bloß Staub am Himmelsflur,
welchen jetzt Träume weitertragen?

Die Welt um mich war grau,
ich wartete auf den Sonnenstrahl,
nicht ahnend die Wege, oft rau,
die mit sich brachten Leiden und Qual.

Der Tag hat einen festen Plan,
pflegt immerfort seine Rituale.
Er zieht die Menschen in seine Bahn
und möchte umarmen uns alle.

Ich sah die schöne Herbstsonne –
mit roten Wangen beugte sich nieder.
Schenkte zum Abschied das Gold vom Throne
und sprach: Wir sehen uns ja bald wieder.

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