FREI ZU SEIN

Pretoria/Hier bin ich wieder. Nach einer sehr langen Zeit habe ich nun Zeit gefunden, um zu schreiben.
Hier in Südafrika ist es gerade herbstlich. Die Bäume mit ihren bunten Blättern, die Sonne, die ganze Atmosphäre macht mich glücklich. Ich liebe es durch die Straßen zu laufen. Ich habe mich sogar an die hohen Zäune gewöhnt. Sie sind Alltag. Und um ehrlich zu sein fühle ich mich durch sie auch sicher. Ich habe verstanden, dass es in diesem Land ein Muss ist. Leider. Aber es ist noch ein sehr, sehr langer Weg, bis sich etwas ändern wird.
Ich liebe Südafrika. Ich mag Pretoria und mein Leben hier. Meine Arbeit ist leider immer ein Auf und Ab ohne Konstante. Aber ich habe gelernt damit umzugehen und das Beste daraus zu machen.
Ich liebe Berlin. Berlin ist meine Heimat. Mein Herz. Und ich kann es kaum erwarten wieder mit dem Bus zu fahren. Einfach in die U-bahn einzusteigen. Frei zu sein! Nicht darauf achten zu müssen, ob es schon dunkel ist. Es ist egal, ob ich weiß bin oder nicht. Ich muss auf keinen angewiesen sein. Aber ich will jeden tag hier in Pretoria genießen.
Ich weiß, dass ich jeden Tag nie wieder haben werde. Es macht mich traurig, dass es nur noch 4 Monate sind.
11.9.2011 , 12:40 Uhr …werde ich meinen geliebten Berliner Boden betreten. Angst habe ich davor.
In den letzten Monaten ist viel passiert. Ich hatte Urlaub und war in den Drakensbergenund bin zum höchsten Wasserfall Afrikas geklettert. Eine traumhafte Kulisse, wie gemalt. Traumhaft und so unwikrlich, wenn man oben angekommen ist und die Aussicht betrachtet. In Durban war ich auch. Eine wunderbare Stadt am Indischen Ozean, die sehr indisch angehaucht ist. dazwischen habe ich Pietermaritzburg besucht. Die Stadt, in der Mahatma Ghandi aus dem Zug geworfen wurde, weil er als Inder, also nicht weiß war. Dort wurde er auch umgebracht.
Durban. So viele Gesichter, Gerüche und der Ozean vor der Tür. Die Wellen so hoch, dass am eigentlich nicht baden kann. Der strand kilometerlang, einsam & leer. Paradisisch.  Diese zwei Orte haben mich verzaubert und haben nochmal bestätigt, wie sehr ich dieses Land liebe.
Obwohl es immer noch Sachen gibt, die mich immer noch sehr traurig machen. Das weit entwickelste Land Afrikas mit der höchsten HIV/AIDS Rate der Welt.
Vor einigen Wochen war ich in Sashanguwe ein Township zwei Stunden von Pretoria entfernt. Ich habe da beim Gottesdienst mitgemacht. Der Gottesdienst war fast vier Stunden lang. Es wurde gesungen, geschrien und laut gebetet. Einfach herrlich anders. Diese Freude, diese Kraft, diese Liebe zu Gott, obwohl die Menschen nichts haben und unter einem Blechdach leben!
An diesem Tag haben wir die Leute auf HIV getestet. Von 15 Menschen waren “nur” 2 Leute positiv. Eigentlich traurig, das überhaupt jemand positiv war aber in diesem Land war es ein gutes Ergebniss. Einfach traurig. Das komplette Gegenteil zu Deutschland.
Das heißt aber nicht, dass es in Deustchland kein HIV/AIDS gibt. Geht euch testen. Es kostet nichts und gibt Sicherheit. Ihr habt das Privileg es testen zu können und es zu wissen. Viele andere nicht.
Ich kann es einfach nicht glauben, dass schon acht Monate um sind. Aber Ziele habe ich immer noch. Ich habe noch 5 Tage Urlaub, von 20 Tagen & keine Feiertage frei. Ich will noch nach Mozambique reisen. Vielleicht die kroatische Gemeinde in Johannesburg besuchen. Meine Zeit genießen. Meine Freunde sehen, so oft wie es möglich ist.
Und  um meine Zukunft kümmern. Am 31.5 habe ich ein Skype- Interview mit einer Universität aus den Niederlanden. Drückt mir die Daumen, dass es klappt.
Ich sende euch allen herbstliche Grüße aus Pretoria!
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Colin
13 years ago

Super, dass hier immer soviel Zeit vor dem Computer verbracht wird.