DER LAUF INS LEBEN

DAS TAGEBUSCH AUS AMERIKA
von: Antonija Tustonjić

Wilmington/Ich melde mich wieder aus dem weiten Wilmington. Nachdem ich Euch viel über meine großen Partys berichten konnte, schreibe ich Euch heute über ein ganz besonderes Event, welches mir sehr am Herzen liegt.

Jedes Jahr veranstaltet meine Schule hier in Wilmington ein sogenanntes RELAY FOR LIFE.

Sicherlich könnt ihr Euch nicht viel darunter vorstellen, genauso wie ich es nicht konnte, außer ihr übersetzt die simplen Wörter, was so viel heißt wie: DER LAUF INS LEBEN. Ich versuche es mal mit einer einfachen Erklärung.

Es ist eine “Über-Nacht-Veranstaltung”. Es bilden sich Teams, die beginnend ab 18 Uhr abends bis in den frühen Morgenstunden um 6 Uhr sich nach eigenem Tempo in Form eines Laufens, Gehens oder Joggens fortzubewegen. Es ist ein einzigartiges Ereignis, ja eine Benefizveranstaltung im Kampf gegen Krebs. Der Verein unterstützt Krebs leidende Menschen, die die Kosten nicht bezahlen können und stärkt das Bewusstsein der Krankheit Krebs, in dem er durch solche Aktionen die Öffentlichkeit aufmerksam macht. Es gibt klare Abläufe, die zu beachten sind, wenn man daran teilnehmen möchte. Diese Veranstaltung ist mehr als nur eine Spendenaktion.

Als ich das erste Mal über diesen Verein gehört hatte, war ich sehr neugierig und natürlich interessiert dort mitzuwirken, denn auf diesem Event steht die Teilnahme und das soziale Engagement im Vordergrund und das war, was mich in meinem Herzen so berührte und mich dazu bewog, das ich ohne zu zögern mich entschloss aktiv in diese Aktion und bei der Arbeit in der Öffentlichkeit einzubringen.

Eine kleine Geschichte muss ich Euch hier schnell vorab erzählen.

Meine Gastmutter Donna erkrankte an Brustkrebs genau in dem Jahr, als ich zu ihnen in den Staaten nach Wilmington kommen sollte. So stand meine Auslandsreise auf wackligen Beinen, und es war unsicher, dass ich zu ihnen komme. Von der Logik her, ist es unerklärlich, warum sie sich doch noch entschloss trotz ihrer Krankheit mich bei ihr für ein ganzes Jahr, ja mit allen guten und schlechten Facetten, die ein Leben so mit sich bringt, aufzunehmen.

Und dieses liebe Lesefreunde von Hrvatski Glas Berlin, ist wahrhaftig Gottes Werk, denn er ebnet unseren Weg, dafür danke ich unserem Herren, dass er mir dieses alles ermöglicht.

So fing im Februar in Wilmington diese Spendensammlung an. Die Vorgehensweise und die Voraussetzung für solch eine aktive Teilnahme bedürfen einer großen Vorlaufzeit, und so musste auch ich mich erst im Internet registrieren lassen, und eine Gebühr in Höhe von $100 entrichten. Nun ich hatte, um ganz ehrlich zu sein, mich etwas zu spät registriert und so rückte der Tag am dem diese Veranstaltung stattfand immer näher und ich konnte nun nicht teilnehmen. Eine tiefe Traurigkeit ja auch eine gewisse Wut auf mich selbst überkam mich. Ich wusste nicht meine Gefühle richtig einordnen zu können.

So gerne würde ich diesen sogenannten Kampf mit der Zeit austesten und mich mit den Gefühlen dieser Krebsleidenden Menschen auseinandersetzten und die Grenzen des Körpers zu erfahren.

Umso mehr war ich erschlagen als ich erfuhr, dass ich als nicht registrierte Person nur bis in den späten Abend also bis 22 Uhr aktiv mitlaufen durfte. Alle anderen, die Geld gespendet hatten und ein Team durch die Registrierung bildeten, duften die ganze Nacht bleiben. Im Klartext hieß es: Es wird die ganze Nacht nicht geschlafen, auch wenn man zur Müdigkeit neigt, sondern es wird gelaufen. Natürlich ist das Laufen hier zweitrangig, daher werden keine Zeiten und Runden gemessen

Das Laufen durch die kalte und dunkle Nacht steht für die schwere Zeit, die viele Betroffene nach der Diagnose Krebs erleben, so wie meine Gastmutter Donna auch.

Es waren so unbeschreiblich gemischte Gefühle in meinem Herzen und zugleich war ich wieder traurig, bewusst zu wissen, dass ich um 22 Uhr die Turnhalle unserer Schule verlassen musste, weil ich mich nicht rechtzeitig registriert hatte.

Aber vieles erhört unser himmlischer Vater und macht unmögliche Dinge möglich.

Ich tauschte mich mit einer Mitschülerin, die ich dort antraf und der ich meinen Kummer über meine verspätete Registrierung erzählte, aus. Sie gab mir ein kurzes Handzeichen der Geduld, in dem sie beiden Hände erhob und vorm Gesicht aus in Richtung Erdboden eine konstante schiebende Bewegung machte und verschwand für eine kurze Weile. Und keine zehn Minuten später kam sie mit einem Lächeln im Gesicht, dass ich nur mit dem Kopf schüttelnd fragte, was sie denn hätte und warum sie lächelt.

Sie hatte die Organisatorin kontaktiert, ihr von meiner Traurigkeit erzählt und sogleich gab die Organisatorin ihr Einverständnis mit der Begründung ich solle diese Erfahrung machen, solange ich noch hier bin. Ihr könnt nicht glauben was für Glücksgefühle mich überkamen. Ich war bereit die ganze Menschheit zu umarmen, jeden einzelnen Menschen zu küssen. Überglücklich umarmte ich diese Mitschülerin. Ich wusste, auch dieses ist Gottes Werk gewesen. Ich danke ihm, dass er meinen Wunsch erfüllt hat, ja er ist allmächtig.

Und so verging die Zeit um Hand um drehen. Als dann alle nicht registrierten Personen gehen mussten, denn es war mittlerweile schon 22 Uhr geworden, ging es erst richtig los. Die Bedingung war, dass immer ein Teilnehmer pro Team auf der Laufbahn laufen musste, sodass die ganze Nacht jemand läuft. Wir spielten Spiele, sangen, tanzen, unterhielten uns und liefen viel, damit wir nicht einschliefen, denn die Nacht war lang. Ich war Tod müde.

Das bemerkenswerte am Laufen ist, dass dieses Laufen die Erfahrung der Krebspatienten, die tatsächlich mit der Zeit laufen, symbolisiert. Die Tatsache, dass nur durch eine gewisse Stärke und Hoffnung ja und Ausdauer der Kampf, trotz der Müdigkeit gegen Krebs eventuell zu bekämpfen ist.

Der Sonnenaufgang am Morgen brach durch die hellen Sonnenstrahlen, die durch unsere Turnhalle wirkte, auf. Dieser Sonnenaufgang wirkte wie ein starkes Zeichen der Hoffnung auf Genesung und wir schöpften wieder neue Kraft, um bis um 6 Uhr früh diesen Lauf durchzuhalten.

Ich traf Menschen, die heute leben und den Krebs bekämpft hatten. Auch begegnete ich noch leidenden Menschen mit dieser Krankheit. Es machte mich nachdenklich, aber auch froh die Menschen zu sehen, die ein Lächeln im Gesicht hatten.

Dass diese Hoffnung berechtigt ist, demonstrieren lebhaft die zahlreichen (ehemaligen) Krebspatienten, die als Ehrengäste jeden Lauf Ins Leben eröffnen. Ein attraktives Angebot aus Information, Unterhaltung und Erlebnis runden diese ehrenamtlich organisierte Veranstaltung ab.

Ich bin sehr glücklich die Chance gehabt zu haben, beim „RELAY FOR LIFE“ life dabei zu sein und Neues erfahren zu können, denn das ist wichtig für ein erfülltes Leben.

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