schreibt: Gojko Borić
Als Kroatien vor mehr als einem Vierteljahrhundert von der sogenannten Jugoslawischen Volksarmee und separatistischen Serben angegriffen wurde, die nahezu ein Drittel des Landes besetzten, wandte es sich an befreundete Staaten um Hilfe. Es fand nicht mehr als zwei, drei, darunter als erste die Bundesrepublik Deutschland.
Damals waren Helmut Kohl und Hans-Dietrich Genscher die einzigen westeuropäischen Staatsmänner, die die verzweifelte Lage Kroatien erkannt hatten. Frankreich, Großbritannien und die Vereinigten Staaten von Amerika und sogar die Vereinten Nationen wollten entweder das zerfallende Jugoslawien erhalten oder sich nicht in die schwierige Gemengelage eines postjugoslawischen Krieges einmischen.
In dieser Situation ergriff die deutsche Bundesregierung die Initiative. Bundeskanzler Kohl und Außenminister Genscher betonten in mehreren ihrer Reden im Bundestag, dass nur die staatliche Anerkennung Kroatiens und Sloweniens zur Beruhigung der Situation führen würde.
Diesen Standpunkt teilten die Regierungen in Paris und London ebenso wenig wie einige oppositionelle Politiker und Meinungsmacher in Deutschland. Indes dank der emsigen Aufklärungsarbeit kroatischer Organisationen in Deutschland wurde die Situation in Kroatien immer präsenter für die deutsche Öffentlichkeit, so dass die Politik in Bonn nicht mehr weiter zögern konnte.
Wie der „Spiegel“ berichtete, konnten Kohl und Genscher durch die Verhandlungen in Brüssel Ende 1991 die übrigen Staaten der Europäischen Union davon überzeugen, dass diese ihre ablehnende Haltung gegenüber der Anerkennung Kroatiens und Sloweniens aufgaben.
Nach Meinung des Hamburger Blattes „hatten die Deutschen seit Kriegsende ganz allein und eigenständig Außenpolitik betrieben. Sie hatten viele widerstrebende EG-Partner auf ihre Seite gebracht – und das gegen Rat und Empfehlung der USA wie auch des UNO-Generalsekretärs Javier Perez de Cuellar, die hartnäckig den einst jugoslawischen Teilstaaten Slowenien und Kroatien die Anerkennung verweigern wollten. Sie haben die Gemeinschaft davon abgehalten, weiter zu zögern und zu zaudern, während im Bürgerkrieg auf dem Balkan Menschen sterben und Städte in Schutt und Asche versinken.“
Kroatien und Slowenien wurden im Januar 1992 diplomatisch von allen EG-Staaten anerkannt; die deutsche Bundesregierung vollzog diesen Schritt vor Weihnachten 1991. Bundesaußenminister Genscher führte weiterhin rund um den Globus Gespräche mit seinen Kollegen, um sie zur Anerkennung Kroatiens und Sloweniens zu bewegen, was ihm auch gelang. Hinter Genscher stand selbstverständlich Helmut Kohl mit seinen ausgezeichneten geschichtlichen Kenntnissen über Kroatien als einem Land mitteleuropäischer und mediterraner Zivilisation und Kultur.
Dank deutscher Initiative zur staatlichen Anerkennung Kroatiens musste die „Jugoslawische Volksarmee“ das Land verlassen. Damit verloren die serbischen Aufständischen ihre Unterstützung, was die Situation in Kroatien zeitweise beruhigte.
Es dauerte aber noch fünf Jahre bis zur Befreiung des besetzten Teils des Landes, was von den USA insgeheim unterstützt wurde. Deutschland unter Kohl entwickelte in der Folge rege wirtschaftliche, gesellschaftliche und kulturelle Beziehungen zu Kroatien. Die Kroaten in Deutschland und deutsche Touristen in Kroatien bezeugen die fruchtbare Zusammenarbeit als gelungenes Beispiel auch guter zwischenmenschlicher Beziehungen.
Am Ende bleibt uns zu sagen: Danke, Helmut Kohl
/Na hrvatskom jeziku: Hrvatski tjednik od 21. lipnja 2017. /