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Naša suradnica iz Švicarske Emilija Herceg Martić aktivna je u sredini u kojoj živi. Integracija je njen životni moto. To ne može proći nezapaženo i kod Švicaraca, pa donosimo reportažu o našoj Emiliji od kolegice Cecilie Hess-Lombriser, objavljenu u ALLTOGGENBURGER Zeitung:
Kommunizieren, vernetzen und Verständnis schaffen
Emilija Herceg wohnt seit 20 Jahren in Bazenheid. Sie hat den Verein Kulturelle Vielfalt mit dem Ziel gegründet, Identität zu schaffen, um die Integration zu verbessern.
von: Cecilia Hess-Lombriser
Bazenheid – Sie ist ein Energiebündel und glaubt an das Gute im Menschen. Die 43-jährige Kroatin lebt mit ihrem Mann Ivan und den beiden Kindern Aaron (12) und Yvonne (18) fast über dem Rotwaldtunnel in Bazenheid. Sie ist in St.Gallen geboren worden, lebte in Deutschland, Kroatien und Montenegro, ist diplomierte Zahntechnikerin und studierte Betriebswirtschaft. Ihre Bachelor-Arbeit schrieb sie über die Integration und die Integration ist immer noch ihr Thema. Sie beobachtet, dass viele Ausländerinnen und Ausländer weder eine Identität mit ihrem Herkunftsland haben, noch mit der Schweiz, wo sie jetzt leben. Dem will sie etwas entgegensetzen und hat Ende 2009 den Verein Kulturelle Vielfalt gegründet, der jetzt in der Aufbauphase ist.
Informationen austauschen
«Seit 1991, seit ich in Bazenheid bin, habe ich einen Verwurzelungswunsch», beschreibt Emilija Herceg ihr Anliegen, beheimatet sein zu wollen. «Eigentlich sagt das Herz, wo Heimat ist. Für mich ist es eindeutig die Schweiz.» Und: «Wenn die Schweiz noch ein Meer hätte, wäre es perfekt», lacht sie. Ihr Lachen ist warm, so wie alles an ihr. Sie signalisierte bereits bei der ersten Kontaktaufnahme, dass ihr der Besuch willkommen ist und weit öffnete sie dann die Türe zu ihrem Daheim an der Rotwaldstrasse. Kommunikation, verstehen, vermitteln und übersetzen ist die Hauptaufgabe von Emilija Herceg. In St.Gallen arbeitet sie für ihre Landsleute, übersetzt in der Psychiatrie, leistet Sozialarbeit, schreibt Texte, manchmal auch für kroatische Zeitungen. Die Kommunikation und Information bringt sie während des Gesprächs immer wieder ins Spiel. Auf dieser Ebene soll der Verein Kulturelle Vielfalt einst funktionieren. Miteinander ins Gespräch kommen, Informationen austauschen, Wissen aneignen, verstehen.
Verbindung mit Slobodan Lang
Wenn Herceg von kultureller Vielfalt spricht, meint sie nicht nur kroatische oder schweizerische Kultur, sondern Kultur jeglicher Herkunft und Nation. Sie hat beobachtet und in ihrer Tätigkeit als Dolmetscherin erfahren, dass viele Ausländerinnen und Ausländer, die hier wohnen, keine eigene Identität haben, weder in der herkömmlichen Kultur verwurzelt noch in der neuen Kultur zu Hause sind. «Das ist das eigentliche Integrationsproblem. Wer eine eigene Identität hat, kann sich besser integrieren, weil er weiss, wer er ist und sich dadurch besser auf etwas Neues einlassen und sich damit auseinandersetzen kann», betont Emilija Herceg. Die Sprache alleine genüge nicht. «Ich kenne viele, die die Sprache gelernt haben und dennoch nicht integriert sind.» Sie selber ist das Vorbild für Kommunikation und Vernetzung. Während des Gesprächs steht ihr Laptop auf dem Tisch und nach einer Weile nimmt sie via Skype Kontakt mit Slobodan Lang auf. Lang ist Arzt, Politiker, war persönlicher Berater des ersten kroatischen Präsidenten Franjo Tuđman, ist jüdischer und kroatischer Herkunft, lebt in Zagreb und ist ein bedeutender, engagierter und vielbeachteter Mann. Er hat den
Konflikt in Ex-Jugoslawien hautnah erlebt und war einer von denen, die versuchten, den Konflikt zu beenden. Themen der Diaspora begleiten ihn und deshalb ist auch der Kontakt zu ihm entstanden.
Eine Vision mit Treppe
Kommunikation, Vernetzung und Austausche zwischen verschiedenen Institutionen und zwischen Menschen ist auch das Ziel des 1945 Geborenen. «Integration ohne Kommunikation ist unmöglich», sagt die Kroatin am Tisch, nachdem sie fleissig notiert hat, was Slobodan Lang ihr ohne Punkt und Komma erzählt hat. «Zuerst hat er von sich erzählt und dann von seinen Vorstellungen über die Diaspora», übersetzt Emilija Herceg das, was sie in Eile aufgeschrieben hat. Die jüdische Diaspora sei die bekannteste und diese funktioniere zusammen mit Israel wie ein Gebilde, hat ihr «Doktor» Lang, wie sie ihn immer wieder angesprochen hat, mitgeteilt. Durch diesen Kontakt sollen kroatische und Schweizerische Institutionen miteinander in Kontakt kommen, sollen Informationen fliessen – vieles via Internet. Er ist ein Bindeglied zwischen der Schweiz und Kroatien. Die kroatische Regierung müsse für die Diaspora sensibilisiert werden, damit sich Identität und Selbstbewusstsein entwickeln könne. Wer Emilija Herceg gegenüber sitzt, wähnt sich in einer anderen Welt. Ihr Horizont ist weit, sie spricht auch Russisch und Englisch, denkt in anderen Dimensionen und hat eine klare Vision. Sie hebt die Hand weit über den Kopf und sagt: «Meine Vision ist da oben und dort hinauf führt eine Treppe. Wir fangen jetzt einfach mit der ersten Stufe an», lacht sie erneut.
Einander anerkennen
«Jeder hat die Verantwortung, Gutes zu tun», ist die Botschaft von Slobodan Lang in die Schweiz. «Das ist Schweizer Mentalität», stellt Emilija Herceg fest. Vorläufig sind es vier Personen, die den Verein Kulturelle Vielfalt bilden. «Ich wünsche mir, dass es einmal Anlässe gibt, an denen Menschen verschiedener Nationen, Religionen und mit unterschiedlicher Bildung teilnehmen, damit ein Heimatgefühl entwickelt werden kann. Andere kennen lernen, heisst einander anerkennen und schliesslich vorwärts schreiten und weniger Konflikte haben», ist Herceg überzeugt. Sie erfährt immer wieder, wie viele Missverständnisse es aus Nichtwissen gibt. «Die Integration ist bunt und mit vielen Facetten.» Sie erinnert sich in diesem Zusammenhang an der Satz von Max Frisch: «Wir holten Arbeitskräfte und es kamen Menschen.» Eine Parallelgesellschaft sei nicht gut. Sie sucht Menschen, die verschiedene Interessen einbringen, um sich irgendwann von der Führung des Vereins zurückziehen zu können. Es gibt für sie noch viel zu tun. Im besonderen Masse berührt sie das Frauenthema. Sie hat in der Psychiatrie viel Leid von unterdrückten Frauen gesehen. Auf Details geht sie nicht ein.
Recht auf Meinungsfreiheit
Die Möglichkeiten, ihrem Ziel Förderung von Identität und Integration näher zu kommen, will Emilija Herceg völlig offen lassen. «Es ist alles möglich», sagt sie mit weit ausladender Geste. Das können Kurse sein, Reisen in das angestammte Land, Austausch, Übersetzungsarbeiten, Begleitung. Sie selber schätzt an der Schweiz die Meinungsfreiheit und die Medienfreiheit. «Werden Sie zensuriert?», fragt sie. Nein, natürlich nicht. «Sehen Sie, das ist in Kroatien immer noch anders», bedauert sie. Auch Landsleute in der Schweiz wüssten nicht, dass sie über alles reden dürfen. Sie nennt Denis Latin, der in Kroatien als Journalist mit seinem Projekt Latinica auf kroatischen Sendern unabhängig gearbeitet hatte und gestoppt wurde. «Wir wollen ‚Latinica’ unterstützen, denn jeder hat das Recht, Informationen zu erhalten», sagt die Frau, die im weiteren Kulturprojekte fördern will, «weil kulturelle Vielfalt Ausdruck der Einzigartigkeit und Pluralität der Identitäten ist und den Austausch, die Innovation und die Zusammenarbeit zwischen Gesellschaft und Individuum fördert.»
Vorbildlich, dass hier oft geschrieben wird.